Inklusion leben


MACH MIT hat das Thema des Einbezugs von Menschen mit Einschränkungen in die Bank seit 2014 engagiert begleitet. Wir haben durchgängig den Vertreter der schwerbehinderten Menschen im Unternehmen gestellt als auch daran mitgewirkt, das Verständnis füreinander zu wecken. Denn ebenso wie sich der Betroffene unverstanden fühlen kann, sind die davon nicht Beeinträchtigten oft unsicher im Umgang oder Zutun. Da die Bank das Thema zur Zeit im Intranet und durch Veranstaltungen vorantreibt, hier ein wenig zum Hintergrund. 

La inclusión

Seit knapp zwei Jahren versucht Spanien neben der Diversität auch den Begriff der Inklusion in allen Unternehmen der Gruppe zu etablieren.

Das spanische inclusión meint dabei den Einschluss von etwas bzw. die Berücksichtigung von jemand.

 

Der Begriff Inklusion ist dagegen in Deutschland stark geprägt vom Sozialrecht und der Betrachtung von Behinderung. Das drückt sich auch gerade dadurch aus, dass heute die früheren Integrationsämter in Nordrhein-Westfalen Inklusionsämter heißen. Anlass war die 2008 zwar in Kraft getretene Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen, die aber erst Jahre später zu einem veränderten Verständnis von Behinderung führte.  Die Vereinten Nationen hatten 8 sogenannte Prinzipien der Teilhabe von Menschen mit Behinderung fixiert:

  1. Respekt vor der Würde und individuellen Autonomie, einschließlich der Freiheit, selbstbestimmte Entscheidungen zu treffen
  2. Verbot der Diskriminierung
  3. Volle und effektive Teilhabe an der Einbeziehung in die Gesellschaft
  4. Achtung vor der Unterschiedlichkeit und Akzeptanz von Menschen mit Behinderungen als Teil der menschlichen Verschiedenartigkeit und Humanität
  5. Chancengleichheit
  6. Barrierefreiheit
  7. Gleichheit zwischen Männern und Frauen
  8. Respekt vor den sich entwickelnden Fähigkeiten von Kindern mit Behinderungen und Achtung ihres Rechts auf Wahrung ihrer speziellen Identität

Inklusion im engeren Sinne stellte in dem Zusammenhang einen entscheidenden Verständniswechsel von Behinderung dar:

Behinderung war über ein Jahrhundert als Folge von Krankheiten, körperlichen Beeinträchtigungen, Schädigungen oder Fähigkeitsstörungen angesehen worden. Eine körperliche oder geistige Beeinträchtigung galt als Kennzeichen einer Person: „Er/Sie ist behindert“.

 

Das führte zur jahrzehntelangen Integration von Menschen mit Behinderung. Sie mussten irgendwie irgendwo reinpassen. Das Behinderungsbild der Vereinten Nationen geht dagegen  grundsätzlich davon aus, dass der Mensch erst dadurch behindert wird, dass einstellungs- und umweltbezogene Barrieren den Menschen daran hindern, am gesellschaftlichen Leben wie jeder andere teilzunehmen: „Er/Sie wird behindert“. 

 

Somit ist der Gedanke der Inklusion auch nicht allein bezogen auf Menschen mit Einschränkungen, sondern alle Menschen mit besonderen Lebenslagen: Ich bin zu jung, zu alt, bin anderer Nationalität, verstehe die Sprache nicht, bin Mann, bin Frau, bin weder das Eine noch das Andere, bin alleine oder in der Familie mit Kindern und und und.  Und das egal in welchem Lebensumfeld.

Den Weg gemeinsam gehen

Alle Menschen sind gleichberechtigte Mitglieder ihres sozialen Kontextes.Nicht der Mensch muss sich an das Umfeld, in das er garät, anpassen, vielmehr muss der gesellschaftliche Raum so gestaltet sein, dass allen Mitgliedern die Möglichkeit gegeben ist, daran teilzuhaben. 

 

Das Zauberwort ist dabei der Abbau bzw. die Verhinderung  von Zugangsbarrieren. In dem Sinne ist aber alles das, was wir auch in der Bank bereits zur Integration unternommen haben, genau dieser Weg zu dem neu definierten Ziel.

 

Es darf auch nicht missverstanden werden, dass Menschen mit Behinderung keine Hilfe mehr benötigen würden oder völlig losgelöst von Dritten interagieren können. Ganz im Gegenteil: Diese Hilfe muss als selbstverständlich gelten und barrierefrei möglich sein. 

 

Was hat das aber alles mit uns zu tun?

Stefan Eck, unser Schwerbehindertenvertreter, hat dazu eine klare Meinung: “Wir müssen Worten Taten folgen lassen. Wer eine Diabetes hat, muss selbstverständlich Rückzugsmöglichkeiten zur Kontrolle seiner Zuckerwerte haben. Wer einen Rollator benötigt, braucht auch kurze Wege. Oder den Aufenthalt zwischendurch. Und wer später aufgrund Long Covid nicht in der Lage sein wird, sich länger als 30 Minuten zu konzentrieren, muss sich nicht erst lange erklären müssen, bevor eine Arbeitsunterbrechung möglich ist. Und Inklusion heißt:  Wenn wir es Rollstuhlfahrern ermöglichen wollen, barrierefrei sich selber in Gebäuden der Bank fortzubewegen, müssen wir dafür noch mehr Voraussetzungen schaffen und selbstverständlich sanitäre Anlagen erweitern.“

Ist die Bank dafür bereit?

Stefan Eck:“Mich stört an den Initiativen aus Spanien, das so getan wird, als wenn wir Menschen mit Behinderung in der Bank in Deutschland bisher nicht ausreichend berücksichtigt hätten. Wir leisten seit Jahren an der Stelle gute Arbeit für Betroffene und schaffen Lösungen, die stets vom Respekt vor den diversen Einschränkungen getragen ist. Die vorausschauende Planung, die der Auftrag zur Inklusion einfordert, wurde auf Anforderung der Schwerbehindertenvertretungen in der Bank bis heute immer wieder zurückgestellt. So auch der Abschluss einer Inklusionsvereinbarung. Aber auch dieses Ziel haben wir uns für 2022 ebenso gemeinsam gesetzt, wie, die Menschen in ihrem Denken wachzurütteln und mitzunehmen.“      

 

MACH MIT - respektiere den anderen so, wie er ist. Frag nicht, ob Du für jemand die Arbeit mitmachen sollst, sondern ob die Bank ihrem Auftrag gerecht geworden ist, das Umfeld des Arbeitsplatzes und die Arbeit so zu gestalten, dass die Einschränkung eines Teamplayers keine Rolle in seinem und deinem Arbeitsalltag spielt.